Für mich auf keinen Fall wegzudenken vom ersten frischen Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ist neben Rhabarber besonders eine Frucht: Erdbeeren.
Und diese Erdbeer-Liebe ist auch nicht ganz neu, denn bereits unsere Vorfahren aus der Steinzeit hatten Erdbeeren bereits auf ihrem Speiseplan. Bei uns in Europa waren dies aber lange Zeit die mittlerweile etwas in Vergessenheit geratenen Walderdbeeren. Die heute vor allem aus dem Supermarkt bekannte Gartenerdbeere hingegen ist ein Nachkomme aus zwei Sorten mit deutlich größeren Früchten, der Scharlach- und der Chile-Erdbeere, die erst im 17. und 18. Jahrhundert aus Amerika zu uns kamen. Und bis heute sind es vor allem Europa und Amerika sowie Asien, wo Erdbeeren hauptsächlich vorkommen.
Genau genommen ist die Erdbeere jedoch gar keine Beere, sondern ist eine sogenannte Sammel(nuss)frucht, da sich ihre Samen, kleine gelbe Nüsschen, an ihrer Außenseite befinden. Verwand ist sie mit vielen anderen Obstarten wie Kirschen, Äpfeln oder Quitten.
Und auch durch ihre Inhaltsstoffe kann die Erdbeere sich sehen lassen
Ihr Vitamin-C-Gehalt ist nicht nur höher als der von Zitronen oder Orangen, auch ist diese immunstärkende Vitamin-Bombe mit nur ca. 30 kcal pro 100 g eine eher kalorienarme süße Nascherei. Auch einen hohen Anteil an verdauungsfördernden Ballaststoffen, Mineralstoffen wie Calcium, Kalium, Eisen, Zink und Kupfer sowie Folsäure kann man der Erdbeere nicht absprechen.
Und als letztes: Den ebenfalls in der Erdbeere enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen Polyphenole wird nachgesagt, dass sie dabei helfen, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Der hohe Gehalt an Folsäure und Kalium könnte auch der Grund dafür sein, dass die Erdbeere schon immer ein Zeichen für die weibliche Fruchtbarkeit ist und in manchen Ländern der Heißhunger auf Erdbeeren sogar als Zeichen für eine Schwangerschaft gedeutet wird.
Bei den Erdbeersorten gibt es viele Unterschiede
Der Hauptunterschied liegt jedoch zwischen einmal tragenden (Ernte: Mai bis Juni/Juli), mehrmals tragenden (Ernte: Juni/Juli sowie August/September) und immer tragenden/remontierenden Monats-Erdbeeren (Ernte: Mai – Oktober). Während die beiden erstgenannten zu den Gartenerdbeeren gehören, stammen die Monatserdbeeren von der einheimischen Walderdbeere ab. Die beste Pflanzzeit für Gartenerdbeeren ist dementsprechend im Juli und August, für Monats-Erdbeeren im Frühjahr.
Im eigenen Garten sind vor allem Standort und Boden entscheidend
Für die Süße der Erdbeere ist vor allem eins essentiell: Sonne. Deswegen für das Erdbeerbeet einen sonnigen Standort wählen, der auch nicht ganz windstill ist. Denn wird die Pflanze nicht durch den Wind schnell getrocknet, so ist sie anfälliger für Blattkrankheiten und Fäulnis der Früchte. Gegossen werden sollte jedoch reichlich.
Gegen Fäulnis und Unkraut – ein ungeliebter Nachbar der Erdbeeren – vor und während der Erntezeit schützt auch eingemulchter Rasenschnitt oder Stroh.
Zum Überwintern brauchen Erdbeerpflanzen in Beeten keine besonderen Bedingungen, da sie jedoch recht frühzeitig ihre weißen Blütchen zeigt, sollte Spätfrost an ihrem Standort kein Thema sein. Erdbeerpflanzen in Kübeln oder Kästen sollten natürlich zusätzlich vor Dauerfrost geschützt werden.
Neben der Qualität der Erdbeere spielt natürlich auch die Quantität eine große Rolle. Und damit der Ernteerfolg möglichst groß ist, sollte vor allem der Boden vor der Einsaat/Pflanzung entsprechend vorbereitet werden. Denn nicht nur die Blätter werden bei zu hoher Nässe krankheitsanfällig, auch die Wurzel mögen Staunässe gar nicht. Deswegen sollte der Boden für das zukünftige Erdbeerfeld immer aufgelockert werden, am Besten mit Humus, Laubkompost oder Sand. So verdichtet sich der Boden nicht zu arg und ist auch gleichzeitig gedüngt. Als zusätzliche Dünger eignet sich auch Hornmehl – “normaler” Kompost aus dem Garten ist hingegen zu salz– & kalkhaltig. Einen weiteren Schutz vor Krankheiten bietet in einem Beet eine sogenannte Mischkultur mit Zwiebelgewächsen, also ein Beet, in dem nebeneinander abwechselnd Erdbeeren und Zwiebeln oder Knoblauch angebaut werden.
Standorttreue ist nicht die Stärke der Erdbeere – doch das hat Gründe
Die reichste Ernte erhält man übrigens nicht direkt im ersten Jahr nach der Pflanzung von Jungpflanzen oder eigenen Ablegern, sondern im zweiten und dritten. Da dann der Boden jedoch meist schon erschöpft ist, lassen danach Qualität und Quantität der Erdbeeren (stark) nach und die Erdbeeren sollten umziehen. Die “alte” Heimat sollte frühestens nach 4 Jahren wieder mit Erdbeeren bepflanzt werden. Jedoch muss in dieser Erdbeerpause das Beet nicht brach liegen. Besonders geeignet sind in dieser Zeit zum Beispiel Radieschen, Salate oder Kohlrabi, Gemüsesorten also mit einer kurzen Kulturdauer.
Ihre Umzugsbereitschaft bzw. schlechte/nachlassende Bodenqualität lässt sich bei Erdbeeren aber auch nicht nur bei der Ernte ablesen: Bilden sie vermehrt Kindel, so machen sie sich gerade bereit zum “auswandern”. Die Verwendung der Kindl ist hierbei gar keine schlechte Idee, jedoch fällt auch hier der Apfel nicht weit vom Stamm: Ist die Mutterpflanze nicht ertragsreich oder krank, so wird man mit deren Kindeln auch keine Freude haben. Haben die Kindel Wurzeln gebildet (man kann sie auch direkt auf mit Erde befüllte Töpfe zum anwurzeln legen, dann muss man sie nicht ausgraben), können sie von der Mutterpflanze abgeschnitten und verpflanzt werden.
Um frischen Wind in das Erdbeerbeet zu bringen, sollten jedoch stets auch aus Samen neue Pflänzchen zusätzlich herangezüchtet werden oder Jungpflanzen zusätzlich gekauft.
Nach der Ernte ist vor der Ernte
Nach der Ernte sollten Gras & Stroh, Unkraut aber auch die Erdbeerblätter aus dem Beet entfernt werden, um Pilzbefall vorzubeugen bzw. klein zu halten. Auch die Kindel sollten entweder zur Vermehrung genutzt oder abgeschnitten werden, da sie zudem sehr kräftezehrend für die Mutterpflanze sind. Anschließend den Boden wieder auflockern und wie oben beschrieben düngen.
Und wer sich nun fragt, warum Erdbeeren erst direkt nach der Ernte gedüngt werden: In dieser Zeit bis zum Herbst benötigen die Pflanzen viele Nährstoffe, denn jetzt werden die Blütenknospen für die kommende Saison bereits gebildet.
Und was mache ich nun mit den süßen roten Früchtchen?
Am Besten schmecken tun Erdbeeren frisch geerntet vom sonnenreichen Feld, da sie weder gut/lange lagerbar sind, noch – im Gegensatz zu anderem Obst & Gemüse – nach der Ernte nachreifen. Auch sind sie sehr druckempfindlich. Am Besten geerntet werden die Erdbeeren mit Stiel und anschließend in einer flachen Schüssel, ungewaschen gelagert. Verletzte oder ungesunde Erdbeeren sollten direkt aussortiert werden, da sie sonst die anderen Erdbeeren leicht anstecken. Einfrieren ist grundsätzlich auch möglich, allerdings werden sie nach dem Auftauen matschig. Dies ist jedoch auf jeden Fall besser als die Lagerung im Kühlschrank, denn während im gefrorenen Zustand die Erdbeeren fast noch aromatischer werden, so verlieren sie im Kühlschrank ziemlich viel ihres Aromas.
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